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Plädoyer für die Umsetzung einer demokratiepolitisch längst überfälligen Maßnahme*
*Diese Satire sei allen Opfern der medialen Propaganda gewidmet, die aufgrund dieser Gehirnwäsche das Vertreten einer eigenen Meinung mit der Verbreitung von rechtem Gedankengut verwechseln.
Aufgrund meines kritischen Geistes habe ich von frühester Jugend an Witze über die Katholische Kirche erzählt und mich auch über das Christentum lustig gemacht. In der Wahrnehmung von Schule, privatem Umfeld und Medien wurde ich daher als linksradikal angesehen, weil – so das damalige Framing- ein anständiger Mensch über eine ehrwürdige Institution wie die Kirche keine Witze macht und auch nicht die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzt. Dann kam der Islam und im Sinne des Prinzips „Gleiches Recht für alle“ wurde auch diese Religion in Analogie zum Christentum behandelt. Plötzlich wurde ich als Rechtsextremer geframed und etliche meiner linken Freunde distanzierten sich von mir. Dennoch konnte ich feststellen, dass etliche meiner linksorientierten Kumpane aufgrund ihrer diesbezüglichen Position nun ebenfalls im rechtsextremen Lager zu verorten waren. Auch in Fragen der islamischen Masseneinwanderung nahmen etliche meiner linken, atheistischen, jüdischen, schwulen und ex-muslimischen Freunde aus Gründen des Selbsterhalts eine andere Position als der Mainstream ein. Da auch diese Haltung von Politik und Medien einschlägig verortet ist, wurde das rechtsextreme Lager in meinem Umfeld immer größer.
Nun habe ich meine Identität als Rechtsextremer lange Zeit verdrängt. Da ich von den Medien immer wieder über den Wert der Wissenschaft aufgeklärt wurde, informierte ich mich über den sogenannten Nazi-Gen-Test, der ähnlich zuverlässig erscheint wie der Anti-Gen-Test. Nach einer Kurzeinschulung bei der lokalen Antifa-Gruppe kam dieser sofort bei der nächsten Familienfeier zum Einsatz. Wie gelernt nahm ich den zwei anwesenden Neugeborenen den Schnuller weg und siehe da, beide streckten sofort die rechte Hand aus! Aufgrund dieser Evidenz musste auch ich zur Kenntnis nehmen, dass das Nazi-Gen tief in unserer DNA verankert ist und auch meine rechtsextreme Identität nun nicht länger geleugnet werden kann.
Etliche meiner oben erwähnten Freunde begleiteten mich bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und die geplante Impfpflicht. Dort marschierten wir mit vielen anderen Menschen aus den unterschiedlichsten politischen Lagern (Grüne, Rote, Neos, FPÖler, ÖVPler, Kommunisten, Identitäre) in einer sehr bunten Mischung (zu nennen sind hier: Katholiken, Pflegekräfte, Ärzte, Polizisten, Bundesheer, Feuerwehr, die „Juden für Aufklärung“ und Abordnungen der LGBT-Community). Wie man den Meldungen von Politik und Medien entnehmen konnte, waren wir alle nicht nur hochgradig unsolidarisch sondern auch rechtsextreme Schwurbler und Verschwörungstheoretiker. Es war ein wirklich erhebendes Gefühl so viele Rechtsextreme auf einem Fleck zu sehen! Da die wenigen Vertreter des klassischen rechten Lagers in der Masse zwar regelrecht untergingen, aber von den Medien als repräsentativ für die Demos dargestellt wurden, machten einige meiner religionskritischen Freunde sogar respektlose Witze: „Die coronagläubigen Journalisten agieren wie die katholischen Kleriker. So wie diese aus einem Relikt mittels des Postulierens einer Berührungsreliquie eine unendliche Anzahl von Reliquien schufen, so erschaffen die Medien durch die postulierte Kontaktschuld aus einigen Rechtsextremen eine ganze Armee von Rechtsextremen.“
In Analogie zum Papst habe ich natürlich – sozusagen ex cathedra – meine Freunde dahingehend belehrt, dass wir in Wirklichkeit die wahren Rechtsextremen sind und solche Leute wie Gottfried Küssel ja auch in keiner Weise ein derartiges rechtsextremes Empfinden wie unsereins vorweisen können. Vermutlich handelt es sich hier um pseudorechte PR-Clowns oder überhaupt um in Wirklichkeit zutiefst marxistisch motivierte False-Flag-Protagonisten.
Obwohl wir Rechtsextreme ohnehin schon eine stattliche Anzahl erreicht haben, unterstützt uns die Politik dankenswerterweise durch die Ansage, dass alle Menschen, welche im Herbst gegen Konsequenzen der Anti-Rußland-Maßnahmen (Jobverlust, Mangel an Nahrungsmitteln, kalte Wohnungen etc.) demonstrieren werden, ebenfalls als politische Extremisten zu betrachten sind. Da es basierend auf den bisherigen Erfahrungen höchst unwahrscheinlich ist, dass diese als „linksextrem“ geframed werden, kann ich als aufrechter Rechtsextremer also nur sagen: Herzlich willkommen, liebe Freunde!
Was wird aber in der Gesellschaft passieren? Einer meiner Freunde ist nicht nur ein alter Sozi, sondern auch erklärter Pazifist und Antifaschist. Er ist daher auch langjähriges Mitglied bei den „Freiheitskämpfern“. Auch er und etliche seiner Vereinskollegen haben bereits angekündigt, dass sie bei diesem Sanktions-Blödsinn nicht mehr mitmachen und Demonstrationen organisieren werden. Angesichts dieser Entwicklung dürfte in Österreich gerade die breiteste rechtsextreme Bewegung entstehen, die es je gegeben hat! Da sich diese nun unter anderem aus Pazifisten, Juden, Transsexuellen, Antifaschisten, Marxisten, Grünen und diversen Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft und Hautfarbe zusammensetzt, verwirklicht diese Bewegung eine Diversität, welche jedem Mainstream-Journalisten das Herz erwärmen müsste.
Die meisten Menschen, mit denen ich rede, äußern mittlerweile Ansichten, die vom politisch-medialen Kartell eindeutig als rechtsextrem eingeordnet werden. Man kann aufgrund dieser persönlichen Erfahrungen somit festhalten, dass der Großteil der österreichischen Bevölkerung eindeutig Positionen vertritt, die – nach Ansicht der politisch-medialen Elite – rechtsextrem sind. Daraus ergibt sich allerdings ein noch nicht thematisiertes, grundlegendes demokratiepolitisches Problem: Wenn dem nämlich wirklich so sein sollte, dann regiert in Österreich gerade eine nicht-rechtsextreme Minderheit über eine rechtsextreme Mehrheit. Um dieses demokratiepolitische Defizit zu beheben, müssen daher sofort Neuwahlen stattfinden, damit wir Rechtsextreme endlich auch im Parlament direkt proportional vertreten sind.
Eine Herausforderung dieser Diversität wird es sein eine einheitliche Parteilinie zu finden und auch gemeinsame Rituale zu initiieren. Hinsichtlich der Ideologie bin ich – das gebe ich offen zu – als typischer Rechtsextremer – natürlich schon allein aufgrund meiner massiven kognitiven Defizite – völlig überfordert. Um etwas Leichteres zu finden, habe ich mich im rechtsextremen Liedgut um- gesehen, ob man hier etwas adaptieren könnte. Wenn man allerdings etwas umtextet, dann bräuchte man auch irgendeine Gemeinsamkeit, die etwa bei einem Marschlied besungen werden könnte. Was könnte das wohl sein? Da wir Österreicher ausgesprochen wohlstandsverwöhnt und diesbezüglich wohl harte Zeiten zu erwarten sind, habe ich also das Wort „Wohlstand“ als besingenswertes Gut ausgewählt.
Um dem Lied die richtige Würde zu geben, bin ich daher sofort in den Keller gegangen, habe meine alte Bundesheer-Uniform angezogen und mich in Habt-Acht-Stellung vor dem Spiegel positioniert. Nachdem perfekt aufsalutiert wurde, habe ich dann begonnen zu intonieren: „Der Wohlstand hoch, die Reihen dicht geschlossen!“ Irgendwie hatte ich allerdings ein seltsames Gefühl dabei. Also habe ich meine Frau gefragt, ob das daran liegt, dass ich nicht singen kann. Sie meinte, dass der Text so blöd sei, dass das Lied nicht einmal bei Placido Domingo überzeugend klingen würde. Ihr Vorschlag wäre es gewesen, den Text in einer anderen Sprache, wie zum Beispiel in Englisch, zu singen, was mir persönlich allerdings für eine rechtsextreme österreichische Bewegung nicht sehr glaubwürdig erscheint.
An diesem Beispiel ist gut zu sehen vor welchen Herausforderungen die rechtsextreme Bewegung in Österreich steht. Wir minderbemittelten Rechtsextremen warten nun gespannt, welche wesentlichen Gemeinsamkeiten – die in Medien und Politik präsente intellektuelle Elite – in unserer Bewegung sieht.
Leider bleibt es aber nicht bei dieser Herausforderung. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, wird gerade eine großangelegte Aufklärungskampagne vorbereitet, das bedeutet, dass die Regierung und ihre Medien dabei sind eine regelrechte PR-Clown-Armada gegen uns in Stellung zu bringen.
Diese Aufklärung beginnt schon beim Wissenschaftsbegriff. Florian Aigner und die GWUP werden uns dann erklären, warum die Wissenschaft (und vermutlich auch die Industrie) eindeutig der Meinung sind, dass die Konsequenzen der Krise sehr positiv zu bewerten sind und keinerlei Risiko vorliegt. Das hat zur Konsequenz, dass solche Leute wie Clemens Arvay, die Bücher verfassen, in denen die Frage nach der Rettung/Risiko-Kalkulation differenzierter betrachtet wird , durch umfangreiche Aufklärungsvideos der GWUP als gemeingefährliche esoterische Spinner und Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt werden.
Auch Aigners Kampfgefährte Martin Moder bereitet ein Update seines MEGA-Kanals vor. Sein Thema wird unter anderem sein – mittels ausgewählter Sekundärliteratur und diversen Gemüsesorten – darzulegen, warum Armut bereits gut erforscht und erwiesenermaßen harmlos ist. Flankiert werden die Ausführungen der GWUP-Mannschaft durch die einschlägigen Videos von Mai Thi Leiendecker, in welchem sie die Bevölkerung einerseits darüber aufklärt, was Wissenschaft auszeichnet und andererseits auch die Bedeutung des wissenschaftlichen Diskurses darlegt, wobei selbstverständlich wieder betont werden wird, dass dieser natürlich nur dann stattfinden kann, wenn bestimmte Forscher apriori von diesem ausgeschlossen werden (Will Mai-Thi den offenen wissenschaftlichen Diskurs abschaffen ?).
Jetzt werden etliche unserer Leser denken, dass auch dann, wenn die regierungskritischen Akademiker vom Diskurs ausgeschlossen sind, immerhin die „normalsterblichen“ Bürger am Arbeitsplatz und ihrer Freizeit einschlägige Diskussionen führen können. Auch diese Hoffnung ist leider trügerisch, weil die Gegenseite schon diesbezüglich vorgesorgt hat. Wie nämlich aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist, plant die bekannte Journalistin und Aufklärerin Ingrid Brodnig bereits ihr nächstes Buch, welches den Titel tragen wird:
Einspruch Teil II. Wie man Fake-Argumente von hungrigen und unterkühlten Gemeindebaubewohnern kontert
Angeblich stehen die Fernsehsender, Social Media-Kanäle und Bildungsinstitute bereits Schlange um die beliebte Journalistin für diesbezügliche Aufklärungsveranstaltungen zu gewinnen. Die Gemeinde Wien wird auch für alle ihre Mitarbeiter, Parteimitglieder der SPÖ und die Bewohner von Gemeinde- und Sozialwohnungen auf freiwilliger Basis Rhetorikseminare bei Frau Brodnig anbieten, die verpflichtend zu besuchen sind.
Weil wir gerade beim Thema SPÖ sind. Auch Werner Gruber scharrt schon in den Startlöchern. Sein Hauptthema in der Wissenschaftskommunikation wird der Komplex Nahrung sein. Er arbeitet bereits an Exponentialgleichungen (das hat er nämlich wirklich gelernt!), mit welchen die exponentielle Ausbreitung von Hungererscheinungen exakt berechnet werden kann.
Nathalie Grams wird wieder gemeinsam mit Eckart von Hirschhausen eine Aufklärungssendung im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk moderieren, die – analog zu ihrem bekannten Impf-O-Mat – unter dem Titel der Frier-O-Mat – aufklärt, warum es in jedem Fall besser ist zu frieren als nicht zu frieren. Gesponsert wird dieses Aufklärungsprogramm unter anderem von der Pharmaindustrie, welche – dank der Vermittlung durch Karl Nehammer - in dieser Sendung entsprechende Psychopharmaka vermarkten wird.
Bei all diesen bedenklichen, gibt es aber auch durchaus begrüßenswerte Ansätze. So haben wir vernommen, dass – dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit des GCNA-Teams – Janos Hegedüs endlich eingesehen hat, dass ihm entscheidende fachliche Voraussetzungen im Bereich Virologie und Immunologie fehlen und es daher besser ist, wenn er sich mit ganzer Kraft seiner rektalen Kernkompetenz widmet. Er arbeitet daher bereits an Youtube-Videos, in denen er erklärt, wie durch das Öffnen und Schließen diverser Körperöffnungen das individuelle Hunger- und Kälteempfinden geregelt werden kann. Es gibt zwei Gründe, warum wir gerade mit diesem Beispiel den Artikel beenden. Auf der einen Seite wollen wir einen positiven Abschluss bilden, auf der anderen Seite gibt es hierfür konkrete biologisch-physiologische Analogien. Bei all den übelriechenden Inhalten, welche sich durch die dunklen Gänge der Social-Media- und TV-Kanäle winden werden, stellt der Oberarzt Janos Hegedüs in seinem strahlenden weißen Kittel hier wirklich einen wahren Lichtblick dar, er ist für uns damit sozusagen das Licht am Ende des Verdauungstunnels!
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