Die Wissenschaftsskepsis in Österreich

image_pdfimage_print
Visits 1152

Reflexionen über die Konsequenzen von Pseudoaufklärung und PR-Clowns auf die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft

Unter dem Titel „Wenn Vertrauen fehlt. (Neue) Herausforderungen für Wissenschaftskommunikation im Kontext anhaltender Wissenschaftsskepsis“ fand am 23. Mai 2022 eine vom ORF moderierte Podiumsdiskussion in Wien statt [1]

Da ein vollständiger Mitschnitt offenbar nicht existiert, müssen wir hierzu auf den einschlägigen ORF-Bericht zurückgreifen [2], wohl wissend, dass dieser nicht unbedingt ein zutreffendes Bild der Veranstaltung liefern muss. Ungeachtet dieser Einsicht möchten wir aber festhalten, dass eine derartige Veranstaltung hinsichtlich ihrer Intention eindeutig zuzuordnen ist. So hat unter andere auch der neue Wissenschaftsminister der sogenannten Wissenschaftsskepsis (im Klartext: der Kritik an den Coronamaßnahmen und den Zweifeln an der Effizienz und Sicherheit der Gen-Spritze) den Kampf angesagt [3]. Amüsantes Detail am Rande: Im Zuge der Optimierung der Wissenschaftskommunikation, möchte er verstärkt mit den Science Busters (also auch mit Martin Moder) zusammenarbeiten!

Angesichts der evidenten Intention der Podiumsdiskussion ist naturgemäß davon auszugehen, dass das Podium wunschgemäß besetzt wurde. Positiv hervorzuheben ist der Umstand, dass die Medienforscherin Friederike Hendriks von der TU Braunschweig auch kritische und durchaus differenzierte Bemerkungen zur Wissenschaftskommunikation gemacht hat:

Sehr wohl negativ ausgewirkt auf das Vertrauen in die Wissenschaft haben sich laut Hendriks Grenzüberschreitungen, die im Laufe der Pandemie im Dreieck Politik, Medien und Wissenschaft passiert sind. Zum Beispiel dann, wenn sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen jenseits ihrer Expertise geäußert oder gar selbst zu politisieren begonnen haben. Oder auch, wenn die Politik versucht hat, ihrerseits die Wissenschaft zu instrumentalisieren [4] (zit. nach ORF a.a.O).

Aus dem Referat ging ebenso hervor, dass die meisten Menschen in der Wissenschaft aber keinen Religionsersatz sehen und mit der Unsicherheit wissenschaftlicher Forschung wenig Probleme haben:

Überraschenderweise wenig Probleme haben die Leute mit der Vorläufigkeit von Wissenschaft: „Das halten die Leute gut aus, bei der Kommunikation von Unsicherheit gibt wenig negative Effekte.“ (zit. nach ORF a.a.O).

Eine ganz andere Kategorie war dann der Beitrag des Kommunikationswissenschaftlers Jakob-Moritz Eberl, wo so ziemlich alle Klischees der Propaganda bedient wurden: Er spricht dort von einem wissenschaftsbezogenen Populismus und einer Subkultur, in der Wissenschaftler als elitäre Gruppe angesehen werden, welche auch gegen die Interessen der Durchschnittsbevölkerung arbeitet und dieser vorschreibt was Wahrheit ist. Verantwortlich dafür ist natürlich die FPÖ.

Was sind nun unsere grundsätzlichen methodischen Bedenken gegen eine derartige Sichtweise?

Eines der Grundprobleme liegt in dem Fehlen einer exakten Definition. Was genau ist für die Vortragenden ein Wissenschaftsskeptiker? Da die Intention dieser „Aufklärungskampagne“ die Pandemie im Fokus hat, lohnt es sich hier konkrete Fragen zu stellen.

Wenn Kritiker der Maßnahmen sich auf die Positionen von John Joannidis und Martin Sprenger berufen, was ist daran wissenschaftsskeptisch? Und wenn Menschen sich weigern sich eine gentechnikbasierten Impfstoff verabreichen zu lassen und dabei die diesbezüglichen Bedenken von Fachleuten Martin Haditsch teilen, was legitimiert dann sogenannte Aufklärer diese Personen als Wissenschaftsskeptiker zu titulieren?

Sprechen wir es offen aus: Die einzige Sünde dieser „Wissenschaftsskeptiker“ besteht darin, dass sie sich auf wissenschaftliche Positionen berufen, welche nicht im Interesse der Politik und ihrer Vasallen liegen!

Eine der wesentlichsten Fragen ist hier, wie diese sogenannten Experten, welche unreflektiert der Mainstreammeinung folgen, sich anmaßen können für „die Wissenschaft“ zu sprechen? Im Gegensatz zu der ach so dummen Bevölkerung, welche auch mit derartigen Veranstaltungen aufgeklärt werden muss, verwechseln unsere Experten offenbar Wissenschaft mit einer statischen und dogmatischen Wissenschaftsreligion als deren Inquisitoren sie eingesetzt sind. Es geht hier nicht um wissenschaftliche Aufklärung sondern vielmehr um eine quasireligiöse Gehirnwäsche und Indoktrinierung!

Wie dumm ist denn die Bevölkerung (also im ÖVP-Sprech: der Pöbel) wirklich mit ihrer sogenannten „Wissenschaftsskepsis“? Nun, unserer Auffassung nach braucht man kein abgeschlossenes Studium um zwischen der wirklichen Wissenschaft und dieser überaus peinlichen Wissenschaftsshow von Politik, Medien und diversen PR-Clowns zu unterscheiden. Dafür reicht der gesunde Menschenverstand, soweit dieser nicht durch Mainstreammedien-Konsum beeinträchtigt wird. Was konkret veranlasst die Bevölkerung zur sogenannten Wissenschaftsskepsis?

Da sind einmal unseriöse Versprechen zu nennen: Wer ein noch nicht ausreichend am Menschen getestetes Medikament als hundertprozentig sicher anpreist und ohne irgendwelche Daten das Eintreten von Langzeitnebenwirkungen ausschließt, gleicht einem Autoverkäufer, der dir 100 Jahre Garantie auf das Vehikel verspricht. Jeder normale Mensch weiß hier: Finger weg!

Es gehört ferner zum Basiswissen, dass in der Wissenschaft unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Die Diskreditierung dieser Forscher durch Medien (wie z.B. die Pseudo-Aufklärer von der Faktenchecker-Fraktion) oder die staatlichen Behörden und die Ärztekammer lässt auch bei einfachem Menschen massive Zweifel an der Seriosität „der Wissenschaft“ aufkommen. Auffällig ist auch die Weigerung der Experten „der Wissenschaft“ sich einer öffentlichen Diskussion zu stellen. Ein Paradebeispiel ist hier wieder einmal Martin Moder, der sich aus Gründen der False Balance weigert an einer solchen Auseinandersetzung teilzunehmen [5]. Wir Mediziner wissen, dass „Experten“ wie Martin Moder gute Gründe haben eine solche Diskussion zu vermeiden, bei welcher er geringe Chancen hat die ersten Minuten zu überleben, viele Menschen in der Bevölkerung vermuten das nur. Ja liebe Mitbürger, es ist nur ein Gefühl, das ihr da in euch tragt, aber ihr liegt damit goldrichtig! Hier zu vertrauen ist ein Zeichen von Dummheit!

Last but not least ist es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass die meisten dieser „Experten“ eine hohe Affinität zur Pharmaindustrie haben [6]. Es spricht nur für die Intelligenz des Pöbels wenn er diesen PR-Clowns misstraut.

Fassen wir zusammen: Das Hauptproblem der pandemiespezifischen „Wissenschaftsskepsis“ in Österreich liegt nicht an irgendeiner Partei oder der Dummheit des Pöbels. Die wirklichen Gründe liegen vielmehr in einer optimierungswürdigen akademischen Ausbildung, in den diversen Abhängigkeiten der Forscher und in der mangelhaften Kompetenz und Seriosität der „Experten“. Auf den Punkt gebracht: Aufklärungsarbeit mit PR-Clowns ist kontraproduktiv und teilweise ausgesprochen gefährlich (Wissenschaftskommunikator oder Manipulator ?)  Wir nehmen dieses Fazit als Arbeitsauftrag für unsere Aufklärungstätigkeit und bereiten schon einmal die nächsten Verleihungen vor. 

Referenzen:

  1. Online-Podiumsdiskussion zu Wissenschaftsskepsis: Wenn Vertrauen fehlt OeAD[]
  2. Online-Podiumsdiskussion zu Wissenschaftsskepsis: Wenn Vertrauen fehlt ORF[]
  3. Kampf gegen „erschreckende Wissenschaftsskepsis“[]
  4. Wie eine „Tischvorlage“ Politik gemacht hat[]
  5. „Science Buster“ Moder über Servus TV: „Das ist vollkommen verantwortungslos“[]
  6. Kommentar zum NEWS Artikel „Das Netz der Pharma-Industrie“[]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert