Wenn Humanismus zum Pranger wird: Das goldene Brett als modernes Scheiterhaufen-Ritual
Das „Goldene Brett“ der österreichischen Skeptikerbewegung, mitfinanziert vom Humanistischen Verband Österreichs (HVÖ), steht 2024 einmal mehr im Kreuzfeuer der Kritik. Während der Preis ursprünglich als humorvoller Seitenhieb auf pseudowissenschaftliche Thesen gedacht war, hat er sich zunehmend zu einem fragwürdigen Spektakel entwickelt, das moralische und ethische Grenzen überschreitet. Ein besonders unrühmliches Beispiel hierfür ist der Versuch, 2023 posthum den Preis an den verstorbenen Clemens Arvay zu verleihen – ein Schritt, der an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ist und an die grausamen Mechanismen der Hexenverfolgungen im Mittelalter erinnert.
Damals wie heute diente ein öffentlicher Pranger dazu, unerwünschte Meinungen oder vermeintliche Abweichler zu stigmatisieren. Der Unterschied: Wo einst Scheiterhaufen loderten, regieren heute Spott und digitale Medien. Doch die Wirkung bleibt erschreckend ähnlich – eine soziale Ächtung, die nicht selten mit persönlichen Angriffen einhergeht. Besonders problematisch ist dies in einem angeblich humanistischen Kontext, der doch eigentlich auf Respekt, Toleranz und einen sachlichen Diskurs setzen sollte. Die Unterstützung eines solchen Preises durch den HVÖ wirft ein schlechtes Licht auf dessen Glaubwürdigkeit als Förderer eines rationalen und wertschätzenden Weltbilds.
Auch die Wahl der Laudatoren spricht Bände: In den vergangenen Jahren waren dies häufig Personen, deren wissenschaftliche Kompetenz bestenfalls fragwürdig ist. Statt fundierter Kritik an irrationalen Thesen oder Ideologien kommt es immer wieder zu persönlichen Angriffen und polemischen Tiraden. Besonders problematisch ist die Beteiligung von Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften, die schon während der Corona-Pandemie ein inquisitorisches Verhalten an den Tag gelegt haben. Statt wissenschaftlichen Diskurs zu fördern, wurden abweichende Meinungen häufig dogmatisch abgelehnt und deren Vertreter diskreditiert. Diese Haltung setzt sich nun in der Unterstützung eines Preises wie des „Goldenen Bretts“ fort, der statt Aufklärung lediglich eine neue Form der Stigmatisierung betreibt.
Zusätzlich zeigt sich ein weiteres, grundlegendes Problem innerhalb der Skeptikerbewegung selbst: Sie hat begonnen, Konzepte wie „Critical Studies“ als wissenschaftlich zu akzeptieren, obwohl diese soziologischen Thesen eher einen Platz in einem religiösen oder ideologisch geprägten Verein finden würden als in einem streng wissenschaftlichen Umfeld. Diese Entwicklung ist nicht nur diametral zu den ursprünglichen Prinzipien der Skeptikerbewegung, die einst für Fakten, Wissenschaft und Logik stand, sondern rückt die Skeptiker selbst in eine esoterisch anmutende Ecke. Wenn Ideologien, die kaum empirisch überprüfbar sind, plötzlich als wissenschaftlich anerkannt werden, verliert die Bewegung ihre Glaubwürdigkeit und ihre Daseinsberechtigung als vermeintliche Verteidiger der Rationalität.
Zudem scheint der HVÖ immer mehr den Kurs des Humanistischen Pressedienstes einzuschlagen, der dafür bekannt ist, Volkverhetzer und -spalter wie Mai Thi Nguyen-Kim (vormals Mai Thi Leiendecker) als Vorbilder zu preisen. Diese Persönlichkeiten, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft als Vertreter von Wissenschaft gelten, agieren nicht selten polarisierend und unwissenschaftlich. Statt wissenschaftlicher Neutralität wird moralische Überlegenheit propagiert, während Kritiker pauschal diffamiert werden. Diese Entwicklung führt den HVÖ zunehmend in eine Sackgasse, in der nicht mehr sachliche Aufklärung und Dialog, sondern ideologisch geprägte Einseitigkeit dominieren.
Die Betrachterzahlen auf Plattformen wie YouTube, die beachtlich niedrig ausfallen, zeigen zudem, wie irrelevant das „Goldene Brett“ für die breitere Öffentlichkeit geworden ist. Statt einer humorvoll-kritischen Auseinandersetzung mit Wissenschaftsleugnung oder Verschwörungstheorien gleicht die Veranstaltung immer mehr einem internen Ritual, das von Außenstehenden zunehmend als geschmacklos empfunden wird.
Es ist eine Schande, dass der Humanistische Verband Österreichs seine Ressourcen in ein solches Projekt investiert. Statt fragwürdige Preise mit fragwürdigen Laudatoren zu fördern, könnte er seine Energie und Mittel sinnvoller in die Förderung eines konstruktiven Dialogs und einer echten wissenschaftlichen Bildung stecken. Ein humanistisches Ideal sollte nicht im Spott enden, sondern in der Brücke zum gegenseitigen Verständnis.